Wie alles kam - Paul Maar erzählt seine Kindheit

Mit dem Musiker Wolfgang Stute tritt der renommierte Autor Paul Maar am 22.4.2023 um 19.30 Uhr im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung des Vereins Freunde der Villa Herrmann und dem Kulturbüro der Stadt Ginsheim-Gustavsburg in den Burg-Lichtspielen auf.

Paul Maar ist einer der bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands, der auch zahlreiche Bühnenstücke geschrieben hat. 2020 hat der damals 84-Jährige einen vielschichtigen Roman über seine Kindheit im S. Fischer Verlag veröffentlicht. Er öffnete den LeserInnen einen Blick ins Zeitgeschehen. Es sind seine Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg. Eine Bombennacht in Schweinfurt, wo er sich mit seiner Mutter in letzter Sekunde retten kann. Dann der Umzug zu seinen liebevollen Verwandten in das etwa 35 Kilometer entfernte Untertheres, wo es keine Kriegserlebnisse gibt. Oder wo am Ende des Krieges die Amerikaner angekündigt werden. Die Dorfbewohner bauen eine Sperrung, die die Panzer aufhalten sollen. Die wird aber wieder abgebaut. Ein Jeep taucht auf. Und der dunkelhäutige Amerikaner überrascht, als er Schokolade an die Kinder verteilt. Mit der Industriestadt Schweinfurt und dem Dorf Untertheres werden gänzlich unterschiedliche wirtschaftliche Strukturen aufgezeigt. Gleichzeitig liefert Maar ein Bild einer anderen Gesellschaft, in denen die Männer noch das Sagen hatten und die Kinder deren Schlägen ausgesetzt waren. So baute Maars Vater sofort nach dem Krieg ein Handwerksunternehmen auf, in dem er rund 39 Arbeiter beschäftigte. Geld für seinen Sohn Paul hatte er aber keins. Mit einem Gummischlauch verhaute er seinen Sohn immer, wenn er meinte, dass der Junge, der ohnehin nichts werden würde, wieder etwas falsch machte. Paul Maar beschreibt auch, welche Probleme er in der Schule hatte und wie er sich von seinen Schulkameraden zu Diebstählen verführen ließ, aus denen er sich auch wieder hinaus manövrierte. Und wie er zu seiner Lieblingstätigkeit, dem Malen fand. Obwohl er auch gerne geschrieben hätte, unterließ er das, weil sein Freund diese Tätigkeit für sich beanspruchte. Nach dessen frühen, schrecklichen Tod begann Maar dann doch zu schreiben. In dem Roman bindet er auch seine frühe Liebe zu Nele Ballhaus ein, deren Eltern das Fränkische Theater in Maßbach führten, wo er später als Bühnenbildner tätig war. Nele bot ihm die gewünschte, vertrauende, zärtliche Nähe, die er in Teilen seiner Kindheit vermisst hatte. Mit Blicken in seine damalige Zukunft, die Arbeit als Bühnenbildner, sein Studium und seine Tätigkeit als Autor von Theaterstücken rundet er diesen Kindheitsroman ab. „WIE ALLES KAM“ ist mehr als eine Autobiographie. Für junge Leute öffnet der Erfolgsautor Türen für die Zeitgeschichte. Für die älteren Generationen werden Gefühle und Empfindungen aus einer Zeit wieder wach, die Jahrzehnte hinter ihnen liegen. Und alle LeserInnen können begreifen, dass wir heute in einer wunderbaren Demokratie leben, die leider vom Menschen gefährdet wird, die dieses Geschenk nicht begreifen.